Bericht Jugendkonferenz 22.02.2021

Schüler fragen, Politiker antworten

Urlaubsziele, Fridays for Future, Verkehr und Rassismus: Sechs Landtagskandidaten des Wahlkreises Vaihingen stellen sich einer Gruppe von rund 50 Jugendlichen aus Gerlingen

Lieber Berge oder lieber Strand, Auto oder Fahrrad, Sommer oder Winter: die Landtagskandidaten der sechs größten Parteien im Wahlkreis Vaihingen an der Enz haben sich am Montagabend den Fragen der Gerlinger Jugendlichen gestellt – coronakonform bei einer Online- Wahlveranstaltung der Stadt und des Jugendgemeinderates. Dabei waren nicht alle Fragen so unverfänglich wie jene nach den Präferenzen bei den Urlaubszielen oder den Jahreszeiten.

Nach einer kurzen Vorstellung, sollten die sechs Kandidaten in der Podiumsdiskussion der Reihe nach innerhalb von einer Minute vier Fragen beantworten, welche die rund 50 teilnehmenden Jugendlichen beschäftigen. Was die Politiker im Landtag für die Jugendlichen durchsetzen würden und welche Punkte im Wahlprogramm die Jugend beträfen, wollten die Heranwachsenden etwa wissen. Und wie die Kandidaten zur Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahren stünden. Markus Rösler von den Grünen, für den Wahlkreis im Landtag sitzt, der Kandidat der SPD, Torsten Liebig, und Stephan Ludwig von der Linken sprachen sich klar dafür aus, dass auch 16-Jährige das aktive Wahlrecht für die Landtagswahl erhalten sollten. Bei den Grünen steht die Herabsetzung des Wahlalters auf 16 Jahre schon im Wahlprogramm. Rösler sieht darin auch einen Anreiz für künftige Landtagskandidaten, sich damit zu beschäftigen, was die Jugendlichen denn wollten. Der Landtagsabgeordnete Konrad Epple (CDU), der Wahlkreiskandidat der AfD, Friedemann Mayer, sowie der Kandidat der FDP, Roland Zitzmann, waren sich hingegen, einig, dass dies keine gute Idee sei. „Wer nicht straffähig ist, braucht auch nicht zu wählen“, sagte etwa Epple (CDU). „Jugendlichen können ihre Handlungsfolgen noch nicht abschätzen“, sagte der AfD-Kandidat Mayer. In vielen Gemeinden gebe es einen Jugendgemeinderat, das sei als Schnittstelle zur Politik ausreichend, begründete Zitzmann seine Haltung. „Als ich 16 Jahre alt war, waren ich und mein Umfeld politisiert genug, um bei der Landtagswahl zu wählen. Wer das nicht will, hat Angst, Stimmen zu verlieren“, sagte hingegen Ludwig in Richtung von CDU, FDP und AfD.

Ein weiteres Thema, das die Jugendlichen beschäftigt: der Klimaschutz. Von den Kandidaten zur Landtagswahl wollten die Gerlinger wissen, wie sie zur Bewegung Fridays for Future stehen und was die Parteien jeweils für den Klimaschutz tun wollen. Für Liebig ist der Einfluss von Fridays for Future nicht wegzudenken. Seitdem es die Bewegung gebe, würden auch seine Eltern häufiger mit dem Fahrrad zum Bäcker und in die Stadt fahren, sagte er. Für den Klimaschutz wolle seine Partei den Öffentlichen Nahverkehr ausbauen und bei Neubauten eine Solardächerpflicht einführen. „Fridays for Future ist eine ganz großartige Sache“, sagte auch Stephan Ludwig von der Linken. „Das ist keine Schulschwänzerei, sondern eine Leistung“, betonte er. Um den Klimaschutz voranzutreiben, wolle Die Linke eine radikale Verkehrswende.

Auch die FDP spricht sich für eine Mobilitäts- und Energiewende aus. Zitzmann findet es zwar gut, dass die Jugendlichen auf die Straße gehen. Allerdings sei derZeitpunkt schlecht gewählt. „Freitagvormittag gehören sie auf die Schulbank“,  sagt er. „Danke, dass es Fridays for Future gibt“, sagte der Grüne Markus Rösler. Der Umweltschutz sei ein Thema, das den Grünen sehr wichtig sei. „Im Bereich Verkehr hat es in den letzten Jahren null Fortschritte gegeben. Wir müssen viel mehr Geld in den ÖPNV investieren“, sagte der Abgeordnete.

Völlig anders sieht es Mayer. Eine dauerhafte Erderwärmung um sechs bis acht Grad „wäre jetzt auch nicht schlimm. Das gab es schon einmal“. Der Kandidat der AfD bezweifelte auch, ob der Aspekt, der hinter Fridays for Future stehe, gut sei. Den Jugendlichen würde damit nur Angst gemacht, sagte er.

Im Anschluss an die Fragen im großen Plenum hatten die Jugendlichen die Gelegenheit, den Kandidaten in einem wesentlich kleineren Kreis eigene Fragen zu stellen und die Kandidaten sowie ihre Positionen so besser kennenzulernen. Fragen zu Rassismus, innerer Sicherheit und zum derzeitigen Lockdown brannten den Jugendlichen dabei auf den Nägeln. Und natürlich, ob die Kandidaten im Urlaub lieber in die Berge oder an den Strand fahren, wenn sie wieder dürfen.


Text: Beyen
Erschienen: Strohgäu-Zeitung am 26.02.2021

Laptop mit geöffneter Zoom-Konferenz. Die Teilnehmenden sind in kleinen Kacheln abgebildet
Die digitale Jugendkonferenz

Dieser Beitrag wurde unter Berichte abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.